Die Diskussion um die aktuellen Änderungen bei facebook zeigt wieder, dass wir ständig Angst um unsere Privatsphere und unsere Persönlichkeitsrechte haben und auch haben müssen. Dabei wäre es alles so einfach.
Ich hatte mich immer gefragt, wie kann man mit dem Internet Geld verdienen. Wie machen Yahoo, Lycos und gmx das nur, hat sich mein naives alter ego in grauer Vorzeit das Hirn zermartert. Zusammen mit dem Internet bin auch ich gealtert, schlauer geworden und irgendwann war mir klar, Zielgruppen und deren Erreichbarkeit ist das A und O des Internets. Wenn ich weiß, wer wo wann was macht, kann ich ihn mit Leuten zusammenbringen, die etwas anbieten (und die damit ihr Geld verdienen) was er da dann gebrauchen kann. Im Grunde genau das Prinzip, das gugl seit Jahren unter dem Stichwort “Relevanz bei Suchergebnissen” verfolgt; und dort stimmen wir alle täglich freiwillig über den Erfolg ab.
Ach würde das Prinzip von gugl doch auch in anderen Spheren funktionieren! Ich bin es leid mit uninteressanter Werbung vollgemüllt zu werden. Wo ich geh und steh, bedrängen mich indirekt penetrante Marketeers mit Ihren platten Angeboten und versuchen sich immer vehementer in meine Aufmerksamkeit hineinzustehlen. Dabei werden sie keinen Erfolg haben! Im besten Fall erhaschen sie tatsächlich etwas von meiner Aufmerksamkeit und ich sehe mir den sexy Streifen über Singles mit Niveau an, beobachte den alten Mann, wie er in seinem Treppenlift emporgleitet oder zeige starke Emotionen, wenn die Hipp’s von der neuen künstlichen Babylaktosemischung schwärmen, aber machen wir uns nichts vor, ich bin glücklich verheiratet, muss leider die Treppen immer noch selber hochkrakseln und Babynahrung hab ich mir schon vor Jahren abgewöhnt.
Kennen diese Leute denn keine Zielgruppensegmentierung. Insbesondere im Internet muss ich doch nicht dauernd mit der falschen Werbung gelähmt werden. Und hier würde ich ansetzen!
Ich sage es klar und deutlich: Ich bin ein konsumfreudiger Bürger im besten Alter, ich habe bestimmte Interessen, ich bin etwas nachlässig im Umgang mit Systemen wie Payback oder Deutschlandkarte, ich bin sozial eingebunden, aufsuchend, manipulierbar und mit den nötigen finanziellen Mitteln ausgestattet – umwerbt mich, aber bitte richtig!!
Ich würde meine Daten freiwillig und großzügig den Unternehmen zur Verfügung stellen, die Angebote haben, die mich wirklich interessieren, auch wenn es nicht immer ein 100%iger Treffer ist, ich probiere auch mal was aus. Ich will nicht an irgendwelchen Panelen oder Umfragen teilnehmen, würde mich aber natürlich über Produktproben oder ähnliches freuen und dann auch offen im sozialen Netz meine Meinung dazu vertreten. Dem Hersteller meiner Alufolie würde ich ein dickes Minus ins Gästebuch schreiben, weil er die für mich so wichtige Abrisskante nicht mehr an den Pappkarton macht. Dem Designer, der die Shampooflasche entworfen hat, die bei uns auf der Badewanne steht, würde ich eine Blindenbinde zukommen lassen, mich mit ihm intensiv über die Gestaltgesetze austauschen wollen und fragen, warum er trotz Nutzung von 6 unterschiedlichen Schriftgrößen, 3 Schrifttypen und 5 Schriftfarben, es nicht schafft, auch nur eine wirklich aussagekräftige Information auf die Flasche zu bringen. Bei dem EinzEinzigstBesten Internet- und/oder Telekommunikationsanbieter würde ich mich vermutlich über den schlechten Service versuchen zu beschweren, aber im Moloch der Weiterleitungen über Callcenter und Hotlines wieder schnell die Lust verlieren, mich dann ewig um abgegebene Kündigungen streiten, Ärger mit deren sofort eingeschaltetem Inkassounternehmen bekommen, Nachweise hin- und herschicken,- faxen und -mailen um dann im Fernsehen von so einem Vollpfosten angegrinst zu werden, der sich dort jetzt ganz toll persönlich um die Kundenzufriedenheit kümmert; sicherlich hätte der dann irgendwo ein Profil und dann würde ich ihm meine Geschichte einmal drücken, aber vermutlich ohne jeglichen Erfolg. Deshalb würde ich von denen keine Werbung oder Angebote mehr haben wollen - nie wieder!
Ich bin aber nicht nur ein kritischer Konsument, sondern auch ein Genießer und Gelegenheitsshopper. Ich war vom ersten Tag an ein Fan von Pad-Kaffeemaschinen – so eine geniale Erfindung – und ich würde auch jedem mit meinem Trinkverhalten dazu raten! Dazu, am besten schon ab Juni, Gewürzspekulatius von Borggreve, für mich die Besten! Sicherlich hätte ich schon lange einen dieser leicht zu steuernden Mini-Helikopter, auf den ich heimlich so scharf bin, einen leicht zu bedienenden Festplattenrekorder oder ein I-Phone mit Wahnsinnsflat wenn deren Werbung nicht im Strudel des ganzen Marketingmülls untergehen würde und nicht mehr zu mir durchdringt, weil ich mich rigoros dagegen abschotte, um wieder etwas mehr Zeit für das Wesentliche verwenden zu können.
Also, schreibt mich an, Ihr Werbetreibenden, ich sag Euch was ich gebrauchen kann. Legt ein Profil zu meinen Daten an und vergesst nicht mich zu informieren, wenn es Neuigkeiten gibt. Seid Euch meiner Aufmerksamkeit gewiss! Im Gegenzug dazu, verschont mich mit dem ganzen uninteressanten Müll, den ich nicht haben will.Und ich bin mir sicher, es gibt genug Leute, die so denken, wie ich, die wir gleich noch mitnehmen können.
Werbt endlich zielgruppenbezogen, einfühlsam und smart, nutzt die sozialen Netzwerke, um Eure Kunden besser zu verstehen!
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